Nachdem ich etwas dem Alltagsstress entkommen bin, sind mir immer wieder Gedanken durch den Kopf gegangen, welche Businessmodelle ich weiterverfolgen sollte.
Vorausgeschickt sei gesagt, dass ich immer der Meinung war, dass man kein Businessmodell rein auf Exit aufbauen kann, sondern dass man ein Unternehmen aufbauen muss, welches Geld verdient. Diese Grundregel hat natürlich auch im web2.0 Bestand.
Es gibt allerdings immer wieder Beispiele von Unternehmensverkäufen, die kaum oder gar keinen Umsatz machen und trotzdem zu Traumbewertungen verkauft werden. Als Beispiel seien nur jüngst Youtube, StudiVZ oder LastFM genannt. Es liest sich natürlich fantastisch, wenn die Google-Gründer heute sagen, dass sie einfach nur ein gutes Produkt bauen wollten und kein Businessmodell und keine Ahnung hatten, wie sie damit Geld verdienen können. Aber man sollte sich eben genau anschauen, wieviele Beispiele es davon tatsächlich gibt. Man ist immer geneigt, sich an den Top-Stories zu orientieren. Aber wieviele solcher Versuche sind gescheitert? Wahrscheinlich einige Hundertausend weltweit.
Die Euphorie um das web2.0 hat dazu geführt, dass Unternehmen wieder (wie Ende der 90er Jahre) nach Userzahlen bewertet werden und nicht nach klassischen Kriterien, wie Umsatz oder Gewinn.
Nun steht natürlich die Monetarisierung durch Werbung oder Nutzergebühren direkt dem Communitywachstum entgegen. Was ist der Königsweg? Erst viele User aufbauen, den Tipping Point erreichen und schnell wachsen. Und sich um das Geld verdienen dann Gedanken machen, wenn die Community groà ist? Oder von Anfang an das Unternehmen auf eine solide Basis stellen und möglichst schnell Einnahmen erzielen? Das Community-Wachstum könnte dadurch eingeschränkt werden.
Wenn ein Unternehmen ausreichend Venture Capital erhält, um ein, zwei oder auch mehr Jahre ohne nennenswerte Umsätze überleben zu können, dann ist das für die Community-Bildung sicher sehr gut. Es gibt aber nur noch wenige VC, die in ein Produkt investieren, nur weil es gut ist, ohne ein konkretes Businessmodell.
Ich bin da eher für die konservative Variante. Ich muss eine genaue Vorstellung haben, wie das Unternehmen Geld verdienen kann. Werbung ist bei dem derzeitigen Werbeumfeld keine schlechte Ausgangsposition. Aber sich allein darauf zu verlassen ist auch sehr riskant. Denn was passiert, wenn der Werbemarkt nicht mehr so schnell wächst? Wenn die Klickraten auf den web2.0-Angeboten so schlecht sind, dass Werbekunden diese Plattformen meiden. Wenn die User sich zu sehr von der Werbung gestört fühlen und abwandern? Es müssen also weitere Finanzierungsmöglichkeiten her. Das könnten eCommerce-Angebote sein, Transaktionsgebühren für Aktionen oder Premium-Modelle. Insbesondere Transaktionsgebühren und Premium-Modelle finde ich sehr spannend. Es gab eine Zeit zwischen 2003 und 2006, da hatte sich langsam rumgesprochen, dass man für Dienstleistungen im Internet auch Geld bezahlen muss. Die Singlebörsen seien hier nur erwähnt. Dann kamen die web2.0-Communities und alles war wieder kostenlos. Es ist kein Geheimnis, dass StudiVZ auch zum Flirten benutzt wird. Ich glaube, dass die web2.0-Communities auch wieder Premiummodelle einführen werden. Oder besser „Freemium“-Modelle, wie es XING macht. Man kann das Angebot in einer kostenfreien Variante nutzen, hat aber Einschränkungen. Für weitere Funktionalitäten muss man dann eine geringe monatliche Gebühr zahlen.
Dies ist keine neue Erkenntnis. Ich versuche alle meine web2.0-Beteiligungen in diese Richtung zu entwickeln. Bei manchen kann man das sofort machen, andere müssen erst noch wachsen und User aufbauen. Nur so können die Unternehmen unabhängig von weiteren Finanzierungsrunden werden und sich so mittelfristig selbst tragen. Denn es ist auch kein Geheimnis, dass es zwar eine Reihe von Business-Angel in Deutschland gibt, die Unternehmen finanziell unterstützen. Aber das „groÃe“ Venture Capital, wie zum Beispiel in den USA, gibt es in Deutschland nur ganz vereinzelt.