Veredelung des Traffic

Ich kann mich noch gut an das Ende der 90er Jahre erinnern. Damals hatte die Onlinewerbewirtschaft das Problem, dass zu wenig Reichweite vorhanden war. Die Markenartikler hielten sich deshalb mit der Onlinewerbung zurück, denn es gab eben nicht die Reichweite wie im Fernsehen oder den Printmedien.

Heute sieht die Onlinewerbewelt anders aus. Die Reichweite ist vorhanden – auch wenn noch nicht ganz mit dem TV-Markt vergleichbar. Onlinewerbung hat andere Werbegattungen längst überholt und an Wichtigkeit in den Mediaplänen der Agenturen gewonnen. Es gibt mittlerweile in Deutschland eine Reihe von Angeboten mit mehreren Milliarden PageImpressions pro Monat. Ende der 90er Jahre noch unvorstellbar.

Aber Onlinewerbung hat ein nicht ganz neues Problem. Die Reichweite ist unqualifiziert. Die Markenartikler suchen nach speziellen Zielgruppen. Die große Aufgabe der Betreiber von Onlineangeboten ist es, dem Werbetreibenden die Zielgruppen zu bieten, die dieser sucht. Ein Ansatz, neben Usertargeting, ist die Trafficveredelung.

Blogger kennen das Problem. Obwohl Google gerade durch die hohe Relevanz der Anzeigen so erfolgreich geworden ist, bietet AdSense oft nicht ausreichende Übereinstimmung mit dem Content der Seite. Zum Ärgernis der Blogger und zu Lasten der Klickrate und damit dem Verdienst.

Trafficveredelung bedeutet, dass der User gezielt auf Informationen gelenkt wird, die für ihn relevant sind. Und dort können dann Werbemaßnahmen teuer verkauft werden. Ein Beispiel. Wenn ein Blogger einen Bericht über eine Reise schreibt und in dem Text erwähnt, dass er mit seinem Nokia-Mobiltelefon seine Eltern angerufen hat, dann kann es passieren, dass AdSense Werbung von Nokia einblendet. Nicht besonders relevant, oder? Die Klickrate wird relativ gering sein und die Umwandlungsrate (d.h. ein tatsächlicher Kaufabschluß) wahrscheinlich noch schlechter. Anders verhält es sich, wenn ein Blogger über das neue Nokia E61 schreibt. Wenn neben diesem Bericht Werbung für das Nokia E61 eingeblendet wird, dann wird die Klickrate deutlich höher sein und auch der Kaufabschluß ist wahrscheinlicher. Der Werbetreibende wird sich diese Werbemaßnahme deutlich mehr kosten lassen, als wenn die Werbung ohne inhaltlichen Zusammenhang eingeblendet wird.

Warum schreibe ich das? Weil ich mich an einem Unternehmen beteiligt habe, welches Trafficveredelung anbieten wird. Blogs und Website-Betreiber werden durch diese Veredelung höhere Einnahmen erzielen können, als mit bisherigen Werbeformen. Und der Anbieter der Website wird auch noch selbst entscheiden können, für welche Produkte er Werbung machen möchte und welches Format die Werbung haben wird.

16 thoughts on “Veredelung des Traffic”

  1. Das klingt sehr interessant. Wird das ein System sein, dass ähnlich wie Google Ads automatisch funktioniert oder ist das ein manueller Prozess?
    Grundsätzlich haben Sie damit recht, dass neue interessantere Werbeformen notwendig sind, um zielgerichtet werben zu können.
    Von solchen Systemen profitieren dann ja auch immer beide Seiten – der Werbeflächenanbieter und der Werbetreibende.

  2. Neben dem Ansatz von Content Matching würde ich vor allem auch das lokale (Geo-)Targeting von Werbung berücksichtigen um eine höhere Kundenaffinität zu erreichen. Hier sehe ich auch noch großes Potenzial für eine „Trafficveredelung“

  3. ob ich einen bericht über eine reise schreibe oder über ein handy, ist aber schon ein ziemlicher unterschied. wird hier nicht der blogcontent der werbung angepasst? oder hätte zu dem reisebericht nicht besser ein reiseführer beworben werden müssen? oder habe ich das angedeutete system nur nicht verstanden?

    der begriff trafficveredelung ist mir auch nicht ganz klar geworden. ich stelle mir darunter vor, dass der traffic, der auf mein blog kommt, „edler“ ist. sprich dass die besucher interessierter sind an meinem content als sonstige „laufkundschaft“, die via google bei mir landet. das passt aber überhaupt nicht zum beschriebenen system. wahrscheinlich ist der traffic zum werbetreibenden hin gemeint? klingt für mich jedenfalls irreführend.

    nun ja, vielleicht warte ich einfach mal die berichte von der next07 ab. 🙂

  4. @pauline: Die eingenommene Perspektive ist wohl eher die des Werbers, der edlen Traffic von edlen Zielgruppen möglichst homogen auf seine Anzeigen lenken will.

    Ein einfaches, eher mechanisches Beispiel, wäre das Umdrehen des eintreffenden Google Verkehrs, um auf erfahrenerweise gut passende Seiten zu verweisen. Gerade heute Mittag habe ich zu dem Thema ein Konzeptpapier verfasst.

    PS: „Trafficveredelung“ ist allerdings auch ein extrem hübsches Wort aus der Marketing-Schoko-Schublade 🙂

  5. @Markus Merz:
    Das haben Sie richtig erkannt. Die Beschreibung war aus Sicht des Werbekunden, der dadurch eine höhere Relevanz für seine Produkte erhält.

    „Trafficveredelung“ ist natürlich ein Buzzword, ein schönes, wie ich finde 😉

    @Pauline: Ist es Ihnen durch die Ergänzung von Herrn Merz etwas klarer geworden?

  6. > “Trafficveredelung” ist natürlich ein Buzzword, ein schönes, wie ich finde

    Hallo Jens, so war es auch gemeint, als kleines süßes Kompliment für eine gelungene schnuckelige Wortwahl.

    Ich bin gespannt…

  7. Hi Jens & Co, how much longer before you release further details for SHOPPERO? I am curious and naturally hopefull that your effort and obvious persistance pays dividends.

  8. Habe nochmal eine Frage 😉

    Wo bleibt denn jetzt eigentlich der Werbetreibende in dem Konzept, dem es einen veredelten Traffic bringen soll? Hersteller, Shopbetreiber, Händler etc. … wie können diese nun mit Shoppero Traffic generieren?
    Bisher sehe ich nur, dass sie zufällig Traffic bekommen, wenn ein Blogger oder sonstwer, eines ihrer Produkte auf Shoppero beschreibt. Wie können Werbetreibende oder Vermarkter Shoppero in die Mediaplanung aufnehmen?

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