Hier die Fortsetzung zu Social Networks in Deutschland.
Derzeit gibt es die folgenden relevanten Netzwerke, wobei ich nur die betrachte, die den Titel web2.0 verdienen und nicht eine reine Kontaktplattform, sondern eben ein Network zum Pflegen von Kontakten sind.Â
Myspace
Ableger der amerikanischen Mutter mit weltweit mehr als 159 Millionen Mitgliedern. Hier kann der Nutzer seine eigene Musik & Videos hochladen, sein Blog einrichten, Eventeinladungen vornehmen, Kleinanzeigen schreiben und natürlich seine Kontakte pflegen. So nutzen zum Beispiel auch viele Künstler myspace, um ihre Musik zu promoten. Zum Beispiel mein Freund Karim Maataoui (Ex-Touchè Sänger). MySpace bietet ein groÃes Angebot an Funktionen, ist deshalb aber auf den ersten Blick auch recht unübersichtlich. Das Design ist sehr einfach und nicht mein Geschmack. So recht durchsetzen konnte sich myspace in Deutschland noch nicht. Die Gründe dafür kann man ähnlich sehen, wie ich sie gestern in meinem Artikel zu LinkedIn beschrieben habe.
aSmallworld.net
Hierbei handelt es sich um eine Plattform für die Upper Class. Eine Mitgliedschaft ist nur auf persönliche Einladung eines Mitglieds hin möglich. Es haben sich bereits viele Mitglieder der relevanten Zielgruppe angemeldet, so dass man viele „alte Bekannte“ wiedertrifft. Und das nicht nur aus Deutschland und Europa, sondern weltweit.
Damit hören die Vorteile aber auch schon auf. Denn auÃer einem eingeschränkten Networking kann man mit dieser Plattform noch nicht viel mehr machen. Ich wünschte mir als Nutzer deutlich mehr Funktionen, wie ich sie auf anderen Plattformen finde. Und wie genial wäre es, wenn ich Reviews von den Nutzern über die besten Hotels, Restaurants, Clubs, Discotheken lesen könnte. Das wäre ein einmaliges Angebot, denn es wäre von Leuten geschrieben, die den gleichen Anspruch haben wie ich.
Fazit: asmallworld.net hat eine super Zielgruppe und ist ein Juwel, welches geschliffen werden muss. Es muss in die Weiterentwicklung der Funktionen und Angebote investiert werden. Das derzeit keine nennenswerten Erlöse über die Plattform erzielt werden, stellt angesichts der Zielgruppe kein Problem dar. Denn da fallen mir auf Anhieb einige sehr interessante Einnahmequellen ein.
StudiVZ
StudiVZ hat in den letzten Wochen vorallem wegen des spektakulären Kaufpreis von sich reden gemacht. Und Imageprobleme wegen dem Thema Datensicherheit bekommen. (erst gestern gab es einen erfolgreichen Hackangriff) Aber das ist der Preis, den man zahlen muss, wenn man so in der Ãffentlichkeit steht. Es kann nicht nur positive Berichte geben.
StudiVZ ist ein Social Network für Studenten. Gut umgesetzt, was Funktionalität und Ãbersichtlichkeit angeht. Auch wenn es auf den ersten Blick etwas spartanisch wirkt. Die Marktdurchdringung ist, wenn man den veröffentlichten Zahlen Glauben schenken darf, sehr hoch. Und tatsächlich wenn man sich auf der Plattform bewegt, stellt man fest, dass da ordentlich was los ist. Nach der Ãbernahme durch Holtzbrinck sollte genügend Geld vorhanden sein, um diese Marktposition zu festigen. Allerdings hat man oft gesehen, wenn die Gründer nicht mehr so motiviert sind wie vorher, kann eine solche Marktposition auch schnell wieder verloren gehen.
Was ich am derzeitigen Angebot und der Zielgruppe etwas ungünstig finde ist die Frage, wo gehen die User hin, wenn sie ihr Studium beendet haben? Wahrscheinlich wandern sie dann zu XING ab.
Lokalisten
Die Lokalisten kommen mit einem netten Design und einer gut umgesetzen Plattform daher. Es ist übersichtlich und ich habe mich sofort zurechtgefunden. Der Ansatz der Lokalisten ist, sich über die Region sein Netzwerk aufzubauen, da man natürlich in seiner Heimatstadt die meisten Kontakte hat. Allerdings habe ich trotz intensiver Suche niemanden gefunden, den ich kenne. Und das, obwohl laut Unternehmensangaben 750.000 Mitglieder aktiv sind. Offenbar gehöre ich nicht mehr zur Zielgruppe, vielleicht bin ich doch schon zu alt für die meisten Plattformen 😉
neu.de
neu.de ist eine Singlebörse und gehört deshalb nur eingeschränkt zu dieser Aufstellung der Social Networks. Ich habe neu.de aufgenommen, weil die Plattform komplett überarbeitet und web2.0-fähig gemacht wurde. Ich kann mir als Nutzer nun auch mein Netzwerk in Form von Freunden zusammenstellen oder Einladungen für Events aussprechen. Wie ich aber schon in meinem gestrigen Artikel angedeutet hatte, glaube ich persönlich nicht, dass die Nutzer einer Singlebörse dort auch ihr Netzwerk aufbauen. Sobald jemand kein Single mehr ist, verlässt er die Singlebörse, denn er sucht ja nicht mehr und möchte das dem neuen Partner auch signalisieren. Er kehrt erst zurück, wenn er wieder Single ist. Eine Möglichkeit für neu.de wäre, die Software für eine neue Plattform zu nutzen, die sich auf Social Networking konzentriert. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten.
Networks in der Entstehung:
JoinR
Ãber JoinR wird in der einschlägigen Blogosphäre ja unglaublich viel geschrieben. Da wird sogar schon vom neuen MySpace-Killer gesprochen. Hoffentlich hat Robert Basic da nicht den Mund etwas voll genommen. Aus meiner Sicht ist JoinR noch in einer sehr frühen Beta-Phase und hat quasi noch keine Nutzer. Es ist also noch ein langer Weg ersteinmal myspace einzuholen, geschweige denn zu killen.
Allerdings ist das Potential vorhanden. Die Plattform gefällt mir mit dem frischen Design und ist übersichtlich. Und die beiden Gründer haben eine Story aufgezogen, die zumindest bei den Bloggern schon sehr rege aufgenommen wurde. Wenn die Beiden es schaffen, diesen Hype weiter auszubauen und damit auch in die reichweitenstarken Medien kommen, kann sich das sehr schnell rumsprechen und eine kritische Masse erreicht werden. Und natürlich brauchen die Gründer für ein solches Vorhaben kompetente Partner an der Seite. Denn die Ideen der beiden Studenten sind zwar toll, aber die wirtschaftliche Erfahrung fehlt ihnen ganz bestimmt noch.
bondea.de
Diese Plattform setzt auf die Zielgruppe Frauen und zwar nur auf diese. Männer müssen drauÃen bleiben. Bei der Anmeldung muss man mittels PaÃkopie oder Telefonstimmenerkennung nachweisen, dass man eine Frau ist.
Das Design ist frisch die Funktionalitäten noch sehr eingeschränkt.
Den Vorteil sehe ich in der klaren Zielgruppe, der aber auch wiederum ein Nachteil sein kann. Denn es muss sich zeigen, ob Frauen wirklich unter sich sein wollen. Ich kann es nachvollziehen, wenn Frauen nicht immer von Männern belästigt werden wollen (man hat da schon oft von gehört). Aber ob das ausreicht, eine ausreichend groÃe Nutzerzahl zu erreichen? Ich habe mir darüber noch kein abschlieÃendes Urteil gebildet.
bloomstreet.com
Bloomstreet heiÃt der myspace-Klon von Bertelsmann. Noch kann man sich nicht anmelden und somit kann ich zu den Funktionalitäten noch nichts sagen. Die Ausrichtung wird wohl insbesondere in Richtung Medieninhalte (Musik) gehen, denn da ist die Stärke von Bertelsmann. Bloomstreet hat durch den Mutterkonzern wahrscheinlich eine gute finanzielle Rückendeckung. Der Vorteil „Konzern“ kann aber auch schnell zum Nachteil werden, wenn die Manager in Ihren Entscheidungen aufgrund der Konzernpolitik eingeschränkt werden. Und Bertelsmann hatte bisher noch kein so gutes Händchen mit Internetprojekten, wenn ich da an BOL oder das damalige Auktionshaus mysold denke. Und was mir noch auffällt: bisher sind schon mehr Parties gefeiert worden, als es User gibt. Kein Problem mit den Bertelsmann-Millionen.
Der Ãberblick zeigt deutlich, dass der Markt der Social Networks in Deutschland noch sehr unterentwickelt ist.
OpenBC/Xing hat aus meiner Sicht den Standard im Businessbereich gesetzt. Ein neuer Anbieter wird es sehr schwer haben, denn die Marktdurchdringung von OpenBC ist schon enorm. Ich habe mindestens 1 Woche meiner Arbeitszeit zum Aufbau meines Netzwerkes bei OpenBC investiert und kann mir momentan nicht vorstellen, dass noch einmal bei einem anderen Anbieter zu tun.
StudiVZ hat ebenfalls eine groÃe Marktdurchdringung in der Zielgruppe. Die finanzielle Rückendeckung von Holtzbrinck wird es anderen Anbietern sehr schwer machen, in diesem Bereich eine nennenswerte GröÃe zu erreichen. Allerdings kann die Zugehörigkeit zu Holtzbrinck sich auch zum Nachteil entwickeln.
asmallworld hat ebenfalls eine sehr gute Marktdurchdringung in der Zielgruppe. Allerdings muss hier dringend ins Produkt investiert werden.
myspace hat sich in Deutschland bisher nicht ausreichend durchsetzen können. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Anbieter JoinR und Bloomstreet die Amerikaner unter Druck setzen können. Unmöglich scheint das nicht, wenn man sich den Vergleich von OpenBC und LinkedIn anschaut.
Diese Aufstellung ist selbstverständlich nicht vollständig. Wenn Sie andere nennenswerte Projekte kennen, dann freue ich mich auf Ihre Kommentare. Wenn Sie eine gute Idee für ein Social Network haben, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Denn wie bereits angedeutet, würde ich gerne ein Projekt in diesem Segment unterstützen.
Morgen werde ich über interessante Zielgruppen für Social Networks schreiben und über den groÃen Teich schauen, was es in dieser Richtung in den USA bereits gibt.