Das Internet ist ein Medium, welches in Windeseile Informationen verbreitet. Im positiven Sinne wie gestern zum Thema paulsmama.de und auch unangenehm, wie heute zum Thema eines Stern-Artikels über mich, der vor 3 Jahren veröffentlicht wurde.
Da gibt es eine Userin, die sich mal Ursula und mal SteffiT nennt und anonym in verschiedene Blogs (Robert Basic, Timo Heuer, noname-community project, Pixelreality.net, digital:next) postet, ich hätte Ideenklau betrieben. Wenn es das nur wäre, das ist schnell geklärt. Ich habe mit keinem Gründer über die Beteiligung an einem Familiennetzwerk gesprochen und auch keinen Businessplan zu diesem Thema erhalten. Wenn diese Aussage falsch ist, wird sich die betreffende Person ganz bestimmt melden. Ich hätte gerne einen Gründer gefunden, mit dem meine Frau dann die Umsetzung von PaulsMama.de vorangetrieben hätte. Ich bin aber leider nicht fündig geworden.
Delikater ist der Link zum Stern-Artikel.
Bei quizionaer war ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels schon nicht mehr involviert und hatte deshalb auch keinen Einfluss und auch keine Verantwortlichkeit für das Angebot. Aber unter meiner Führung wurde stets der Preis korrekt kommuniziert. Und es musste nicht für jede falsche Antwort gezahlt werden (wie im Stern-Artikel falsch beschrieben), sondern für jedes neu begonnene Spiel.
Ich hatte bereits vor einigen Wochen in meinem Artikel zu bonus.net eigene Fehler eingestanden. Nicht, weil es zu diesem Zeitpunkt ein Thema in der Blogosphäre war, sondern weil ich persönlich die Zeit verarbeitet habe und zu eigenen Fehlern stehe.
Wie Sie alle wissen, waren in der Zeit von 2001 bis 2004 die Werbeerlöse für Internetseiten sehr begrenzt. In dieser Zeit entstanden die ersten Bezahlmodelle. Das war für die User, wie auch für die Anbieter etwas Neues. Die User dachten im Internet sei alles kostenlos und die Anbieter hatten noch keine Erfahrungen, wie solche Modelle abgewickelt werden. Ich habe mich bei der Entwicklung dieser Modelle stark an den klassischen Medien orientiert. Daran, wie Verlage ihre Abonnenten gewinnen. Jeder User wurde informiert, was das Angebot kostet. Und nicht etwa nur in den AGB, sondern unmittelbar über dem Anmeldebutton. Den Preis musste der User durch setzen eines Hakens bestätigen. Aus Unerfahrenheit haben offenbar einige User den Haken gesetzt, ohne den meist 3-4 zeiligen Text zu lesen. Bis dahin habe ich mir nichts vorzuwerfen. Die User wurden über die Konditionen, Widerrufsfrist und die Kündigungsmöglichkeiten ausreichend informiert, wie uns auch später von mehreren Gerichten bestätigt wurde.
Nun zu meinen Fehlern in dieser Zeit:
1. Ich habe sehr viele Abonnenten gewonnen. Bei bonus.net zum Beispiel mehr als 120.000 innerhalb von 3 Monaten. Das ist eigentlich kein Fehler, auch in der heutigen Zeit wären die meisten Unternehmen froh, das zu erreichen. Leider war die personelle Besetzung nicht ausreichend, so dass viele Kunden uns telefonisch nicht erreichen konnten und auch das Beantworten der eMails zum Teil mehr als eine Woche gedauert hat. Damit hat sich das Problem potenziert und wir konnten nur noch schwer Schritt halten. In der Hochphase von bonus.net waren mehr als 60 Mitarbeiter im Kundensupport tätig – immer noch zu wenig.
2. Aufgrund der hohen Werbeausgaben zur Gewinnung der Kunden war der Druck im Unternehmen groß, die Abonnementgebühren schnell zu erhalten. Dementsprechend „straff“ war das Mahnwesen und spätere Inkasso organisiert. Das ist vielen Kunden negativ aufgestoßen. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass wir erfolgreicher gewesen wären, wenn wir kein Inkasso gemacht hätten oder zumindest die Leute aus dem Vertrag gelassen hätten, die behauptet haben sich niemals angemeldet zu haben.
3. Da die Kunden das Unternehmen kaum erreichen konnten, wurde sich in Internetforen verbündet. Die Vielzahl der Einträge hat dazu geführt, dass die Journalisten (TV und Zeitschriften) das Thema (zum Teil ungeprüft) aufgenommen haben und negative Berichte über bonus.net oder auch quizionaer geschrieben haben. Das passte auch in die damalige Zeit. Wenn Sie sich erinnern, wieviele Berichte zur „Abzocke im Internet“ damals veröffentlicht wurden. Zum Teil kann ich das sogar nachvollziehen. Wenn in einem Forum 100 Einträge zu bonus.net enthalten sind, dann geht der Journalist davon aus, dass „da etwas dran ist“. Das aber 100 Leute gerade einmal 0,08% der Gesamtkunden sind, bleibt dabei unberücksichtigt.
4. Ich habe falsche Pressearbeit gemacht. Nämlich gar keine. Ich war aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens nicht mehr in der Lage zu agieren, noch nicht einmal zu reagieren. So kommt es auch, dass gegen den Sternartikel niemals vorgegangen wurde.
Heute ist es ganz alltäglich, dass Nutzer für Dienste zahlen und wird von vielen sogar als das Geschäftsmodell der Zukunft propagiert, da man sich nicht von Werbung abhängig macht. Ich war damals etwas früh und habe die oben beschriebenen Fehler gemacht.
Aber alle Unternehmen waren seriös, ich habe niemals Leute abgezockt. Wir haben keinen Gerichtsprozess in dieser Hinsicht verloren. bonus.net hat noch heute mehr als 10.000 zufriedene Abonnenten, die bereits im 4. Jahr die Mitgliedsgebühr zahlen und das Angebot nutzen.
Heute, 3 Jahre später, möchte ich meine Erfahrungen an Gründer weitergeben. Damit nicht die gleichen Fehler wieder passieren, aber die Erfolge wiederholt werden können. Ich kann Erfahrungen bieten, die nur jemand gesammelt hat, der durch eine solche schwere Zeit gegangen ist.