Mir geht die negative Diskussion um Klone/Copycats langsam auf die Nerven.
Ich kann nur sagen: Liebe Gründer kopiert, was das Zeug hält. Sucht euch die guten Sachen raus, lasst die schlechten Sachen weg. Und überlegt euch, wie man mit dem Konzept Geld verdienen kann. Das ist das Entscheidende. Wenn ihr eine Idee habt, wie ihr mehr Geld als das Original verdienen könnt und das auch wirklich umsetzen könnt, dann legt los und gebt richtig Gas. Heute fragt doch keiner mehr, bevor er in Automobilaktien investiert, wer das Auto erfunden hat und ob Porsche ein Copycat ist. Porsche verdient Geld, sehr viel Geld. Darum geht es.
Ich höre immer wieder: StudiVZ war ja einfach. Die haben Facebook kopiert und im Ausland für kleines Geld nachbauen lassen. Und? So what. Die Jungs haben es gemacht und Vollgas gegeben. Und vielleicht war etwas Glück dabei, aber das Glück gehört den Tüchtigen. Es gab auch vorher Studentennetzwerke, die es eben nicht hinbekommen haben.
Das soll allerdings kein Plädoyer für Copycats sein. Innovation ist nach wie vor gefragt. Es macht keinen Sinn heute noch ein Studentennetzwerk zu starten, es sei denn man hat revolutionäre Verbesserungen. Genauso kritisch sehe ich den Start von gleichzeitig 10 Mama-/Familiencommunities, den vielen Sportlernetzwerken, den Twitter-Klonen und jetzt neuer Trend den Netzwerken für Gamer oder Silver Surfer. Jeder Gründer muss sich darüber im Klaren sein, dass nur die 2-3 gröÃten Anbieter überleben können.
Aber wenn man ein geniales Konzept in den USA entdeckt hat, welches es in Deutschland/Europa noch nicht gibt und hier Markterfolg verspricht. Dann kann ich nur raten, schnellstmöglich ein Team zusammenzustellen und das Produkt online zu bringen.
Es ist nachvollziehbar, warum VC/Business-Angel durchaus offen für Copycats sind. Das Risiko ist minimiert, denn es gibt schon einen Proof of Concept. Und man kann seine Kreativität dafür einsetzen, das Produkt besser zu machen und Fehler nicht zu wiederholen. Aber ich kenne viele Kollegen, die ungeduldig auf wirklich neue Ideen warten, in die sie investieren können.
Naja für esportin haben wir kein Vorbild in den USA. Also kein direktes aus dem Gamingbereich. Dennoch denke ich wird das Projekt erfolgreich – es muss 😉
Solange ein Markt noch nicht extrem dominiert wird (siehe studivz) kann man sich noch gut durchsetzen. Auch wenn man x Konkurrenten hat die wohl etwas mehr Money im Background haben.
Grüße
Roland
Copycats gibts schon seit Bubble1.0:
Auch ciao hat sich das Konzept nicht ausgedacht: epinions.com gibts ne Weile länger. Und ich will gar nicht behaupten, epinions.com und ciao.com damals nicht gekannt zu haben… 🙂
Gruß Markus
Jensi…wie immer..ein super Beitrag von Dir. Klar und präzise einen wichtigen Sachverhalt auf den Punkt gebracht.
Übrigens Jensi….schau mal
http://traffic.alexa.com/graph?o=l&c=1&f=555555&u=studylounge.de&u=&u=&u=&u=&r=3y&y=r&z=3&h=300&w=610
Das ist der Chart von Studylounge.de. Hätte ich den Chart mit dazugepackt von studivz hätte man gar nichts gesehen, so unbedeutend ist die studylounge gegen studivz.
Beide sind fast zeitgleich gestartet. Und bessere Voraussetzungen hatte klar studylounge. Aber studivz hat studylounge regelrecht vernichtet. Ausradiert.
Hier war nur ein Copycat richtig erfolgreich. studivz.
Herr Kunath schreibt: „Heute fragt doch keiner mehr, bevor er in Automobilaktien investiert, wer das Auto erfunden hat und ob Porsche ein Copycat ist.“
Kluge Worte Herr Kunath! Im übrigen hat das Auto wohl Herr Daimler erfunden, so dass Porsche ein Copycat von Daimler-Benz wäre 🙂
Das Problem der Copycats in Deutschland ensteht durch eine erhöhte Risikobereitschaft der US-Internetindustrie und deren enormen Kapitalisierung. Die grossen Internet-Unternehmen habe halt die finanziellen Möglichkeiten mehrere Sachen auszuprobieren. Google ist z.B. ein Seed von SUN.
In Deutschland schaut man erstmal zu (wg. fehlender Bereitschaft in unbekanntes zu investieren) und erst nachdem sich ein Konzept in den US durchgesetzt hat, wird dieser hergeholt. Somit müsste man sich nicht wundern, dass bei uns die Copycats entstehen 🙂
Gruss
boris, undwo.de
Ich bin, wie bei fast allen Ihren Einträgen, völlig Ihrer Meinung. Man kann nicht immer alles neu erfinden, das ist unmöglich. Es gibt immer erfolgreiche Modelle, wieso sollen diese zwangsweise umgangen werden?
Es ist auch kein Problem, etwas 1:1 zu kopieren. Nur langfristig wird man damit weniger Erfolg haben, als wenn man 80% kopiert, und 20% innoviert. Das ist ganz einfach ein Zeichen von unternehmerischer Kreativität.
@Roland
StudiVZ dominiert nur den aktuellen Markt, aber nicht den potentionellen. Es könnte leicht sein, dass StudiVZ in zwei Jahren im Schrumpfen ist.
@boris
Das hat nichts mit Geld zu tun. Man muss nicht viel Geld haben, um innovative Ideen zu haben und diese einem Investor zu erklären. Ganz dumm sind Investoren nicht, auch nicht in Deutschland.
Hier haben wir vielleicht das _grundsätzliche_ Problem, Investoren zu finden, aber nicht das, dass man aus Geld-Mangel keine Risiken eingehen könnte.
Ich habe auch nichts gegen Copycats. Vielleicht sind sie sogar eine Notwendigkeit bei der Weiterentwicklung von Konzepten.
Aber zeigt das nicht auch ein recht abstruses Problem bei der Internationalisierung auf ? Ich meine, da hat man ein Medium wie das Internet, wo man automatisch international erreichbar ist und endlich bei den Betriebskosten nahezu mit China mithalten kann — und trotzdem schaffen es nur wenige US-Produkte nach Europa (schon garnicht nach Deutschland) und noch weniger nach China oder umgekehrt.
Und wie lange kann man das so weitermachen ?? Es gibt in Deutschland z.B. derzeit keinen mir bekannten erfolgreichen eBay-Clone. Die von eBay haben sie alle aufgekauft. Wollen die das ewig so machen ?
Zur Finanzierungslage:
Ich habe in Europa noch nicht wirklich viele BAs oder VCs getroffen, die bereit gewesen wären, das Risiko von etwas ‚wirklich Neuem‘ einzugehen.
Ein sehr renommierter VC hat mir einmal folgenden Ratschlag gegeben:
„Wenn Sie eine wirklich gute NEUE Idee haben, suchen Sie sich einen Partner in den USA, der das dort mit amerikanischen Geldgebern umsetzt, und WIR finanzieren Ihnen dann die hiesige Kopie. Aber hier in Deutschland etwas wirklich Neues zu machen ist viel zu risikoreich, da haben wir auch garnicht den Markt und die Nutzer dafür.“
Sebastian schreibt: Das hat nichts mit Geld zu tun. Man muss nicht viel Geld haben, um innovative Ideen zu haben und diese einem Investor zu erklären.
Das hat hauptsächlich monetäre Gründe. Um eine neue Idee zu haben und diese dem Investor zu erklären, klarer Fall, benötigst Du kaum Geld. Allerdings um ein ernstes und konsumfähiges Produkt erfolgreich am Markt zu platzieren, musst du schon eine 6-7 stellige Kapitaldecke vorweisen. Aus der Sicht des Investors würde sein Risiko viel kleiner sein, wenn das neue Konzept schon am US-Markt geprooved worden ist.
Gruß
boris
Der Autovergleich wir auch – wenn ihn derzeit offenbar Jeder nachplappern muss – nicht richtiger!
Ein Porsche 911 ist eben was anderes als ein VW Passat. Genau wie Yahoo etwas anderes ist als IMDB.com. Man kann das 100.000ste Internetportal bauen, ohne eine Copycat zu sein. Genau wie man eben das 100.000ste Auto bauen kann, ohne ein Kopierarsch zu sein.
Ganz ehrlich: Wer mit der Einstellung (ich kopiere jetzt mal, was die machen) an ein Projekt geht, hat den Erfolg nicht verdient.
@Sebastian:
Es geht nicht darum einfach blind zu kopieren. Aber ich finde es nicht ehrenrüchig, wenn man sich anschaut, was die Wettbewerber gut machen und das für sein Produkt adaptiert. Und natürlich auch, was die Wettbewerber schlecht machen einfach besser macht.
Darauf können wir uns einigen. Wenn ein Marktteilnehmer Schwächen hat, die wieder einen neuen Bedarf erzeugen, ist das ein Startup wert. Schließlich löst das dann wieder ein Problem.
Leider ist das oft nicht so. Schau Dir die meisten Copycats an. Die sind schlechter als das Original und können dem nicht das Wasser reichen. Und sowas finde ich einfach nur arm an Geist.
Hallo Jens,
Du hast vollkommen recht. dieses schlecht machen auch von sachen, die funktionieren, nur weil es sich um (vermeintliche) copycats handelt, ist wirklich nervig. auch scheint das phänomen bei internet-projekten besonders ausgeprägt zu sein.
habe noch nicht gehört, dass sich ein pizza-bäcker, der neu eröffnet, rechtfertigen muss, dass es schon eine pizzeria gibt. bei „TOni“ wird eigntlich nur beurteilt, ob die Pizza gut ist oder nicht.
so sollte man auch bei copy cats verfahren.
grusz
klm
Wieder so ein sinnfreie Vergleich! Wie hoch ist wohl die geistiger Leistung bei der Idee „Ich mach jetzt eine Pizzaria“ auf?
Bei Webprojekten stellen Konzeption und Modellierung nunmal den Mamutteil der Arbeit da. Das nachzubauen ist geistiger Diebstahl.
Das ist so ungefähr, als würde man Bücher nachschreiben und Songs nachsingen.
Da ist gar nichts sinnfrei, nur die Erfindung der Pizza liegt weiter zurück. es kommt darauf an, wie so ein projekt umgesetzt wird.
Du kannst ja mal den Leuten von vapiano Deine Frage stellen „Wie hoch ist wohl die geistiger Leistung bei der Idee “Ich mach jetzt eine Pizzaria” auf?“
letztendlich sind doch auch die facebooks und linkedins dieser welt nichts anderes als communities, vielleicht etwas intelligenter als zu früheren zeiten. es ist doch ein glück für die user, die die plattformen nutzen, dass Sie nicht darauf warten müssen, bis die originale nach Deutschland kommen. der fall ebay zeigt auch, dass es für das original von vorteil sein kann, kopiert zu werden.
die deutschen haben das fax erfunden, die japaner haben es gebaut und die deutschen wiederum waren sehr viel emsiger, das faxgerät, welches die japaner gebaut haben, dann wieder einer intelligenten nutzung zuzuführen.
fazit: das thema kopieren sollte doch etwas entspannter diskutiert werden.
klm
Jetzt würfelst Du viele Dinge durcheinander. Facebook ist z.B. imho keine Kopie einer beliebigen Community. Man hat das Thema Community „bearbeitet“ und dazu seine ganz eigene Interpretation geliefert.
Genau wie eben sowohl VW als auch Porsche Autos bauen. In den einen paßt eine ganze Zwergenmannschaft, in den anderen nur eine heiße Blondine und der Fahrer.
Was ich kritisiere sind 1:1 Kopien. Da wird maximal nochmal fix neuer Lack aufgetragen.
es gibt keine 1:1-kopien. das wichtigste bei einer community sind schließlich die user. auch die art und weise, wie man diese in die community lockt, ist niemals identisch.
ich gebe Dir aber recht, dass mymuesli sicher sympathischer ist als studivz.
vermutlich bin ich für letzteres aber auch schon zu alt.
grusz
klm
Doch, die gibt es! Leider.
Wenn man seit 10 Jahren in der Branche unterwegs ist, hat man einiges gesehen. Es wird alles kopiert… Layouts, Content, Vorgehensweise… whatever.
Klaus-Martin hat schon recht. Letzlich sind es alles Communitys. Ich weiß ja nich wer zuerst da war, linkedin oder facebook aber beide haben sehr ähnliche funktion – der unterschied ist nur die Ausrichtung. linkedin is für geschäftsleute und facebook war(?) für studenten.
Genauso ist es mit einer Pizzaria. Es gibt die Pizzaria die sehr billig und nur wenig auswahl hat. Und es gibt die Pizzaria die eine große Auswahl und eben nich so günstig ist – dafür aber vollen Geschmack bietet. Sich hier abzugrenzen ist ebenso eine geistige Leistung. Denn wenns in meiner Gegend schon so ne „Billig-Pizzaria“ gibt dann brauch ich nich auch noch eine aufmachen. Aber mit anderer Ausrichtung / Serviceleistungen kann ich damit schon wiederrum was erreichen.
Auch die Sache mit dem Kopieren… wieso soll das im Netz anders sein als offline ? In München beispielsweise gibt es zig Restaurants die sehr ähnlich eingerichtet sind. Ein italienisches Restaurant hat halt auch typische italienische Elemente.
Mich stört dieses „es kann nur einen geben“-getue. Wieso soll es nur eine Studentencommunity geben oder nur eine Lokalitätensuche wie qybe ? Wir sehen ja was passiert wenns nur noch einen großen Player gibt. Google is mir persönlich auch zu groß. Aus Webdesigner-Sicht ist das zwar toll dass man sich eigentlich nur noch auf diese Suchmaschine konzentrieren muss aber aus Usersicht entsteht hier eine extreme Stellung. Google entscheidet inzwischen über Erfolg oder Nicht-Erfolg von entsprechenden Webseiten. Das kanns nicht sein.
@Sebastian:
„… Bei Webprojekten stellen Konzeption und Modellierung nunmal den Mamutteil der Arbeit da. Das nachzubauen ist geistiger Diebstahl. … “
Das sehe ich nicht so. Der Mamutteil der Arbeit liegt in der Umsetzung des Projektes. Konzeption und Modellierung sind wichtig, aber über den Erfolg entscheidet die Umsetzung. Nur wer die User für das Angebot gewinnen kann und höchstmögliche Einnahmen erzielt, wird Erfolg haben.
Die Modellierung (der Software) ist ja Teil dessen, was man als Unternehmer als „Umsetzung“ versteht. Das „Runterschreiben“ des Codes ist imho kein erfolgkritischer Bereich. Bei einem vernünftigen QM wird die Schlacht hier weder gewonnen, noch verloren.
Da ist übrigens nicht, was ich mir ausgedacht habe, sondern seit Jahrzehnten breit akzeptierte Tatsache in der Softwareentwicklung. (70% Concept & Model, 30% Coding)
Die Copycats investieren meist nur ins Coding und legen das Original als „Pflichtenheft“ vor. Das spart 70% der Launchkosten. Und jetzt sag mir, daß das fair ist! Dann lasse ich in ein paar Monaten mal ein paar „Finals“ nachcoden 😉
der Vergleich mit Porsche hinkt…Porsche nutzt zwar die gleiche Grundtechnologie des Automobils, ist aber hochinnovativ. Gerade die Innovativität, Design und Marke erlauben die hohen Erträge der Posrsche AG. Es geht also auch im Internet (Grundtechnologie) darum, innovative, mehrwertbietende Produkte anzubieten, um Erfolg zu haben. Einfach kopieren und fertig – diese Formel greift zu kurz.
@tom
Genau deswegen hinkt der Vergleich ja nicht. Ich hatte Porsche ja als positives Beispiel genannt und gehe mit Dir Konform, daß es eben „mehr“ ist als die 1:1 US-Kopien vieler Web 2.0 Startups.