Klowände des Internet

Gerade habe ich bei off-the-record das 1. Interview mit Jean-Remy von Matt zu seinen (auch von mir) viel zitierten „Klowänden des Internet“ gelesen.

Genauso wie mir macht Herrn von Matt die Anonymität der Kommentare in den Blogs Sorgen. So können im Schutze der Anonymität Verleumdungen oder Falschaussagen gepostet werden. Für den Geschädigten ist es dann oft nur mit großer Mühe möglich, diese Kommentare löschen zu lassen.

Ich denke, dass wir erst am Anfang dieser Problematik sind und die Blogosphäre dafür eine Lösung finden muss.

Erinnerungen an Google und die alten Zeiten

Google Logo Doubleclick Logo

Ich komme gerade von ein paar Tagen Urlaub zurück und lese überall die Nachricht: Google kauft Doubleclick.

Ich habe eben ein paar Minuten auf der Terrasse in der Sonne gelegen und in alten Erinnerungen geschwelgt. An einen Abend im Herbst 2000 kurz nach der Gründung von orangemedia. Ich saß mit meinem Partner Dirk Ströer und unserem Leiter Entwicklung Nico Lumma im Fischereihafen-Restaurant in Hamburg. Wir hatten ein Geschäftsessen mit Fabio Selmoni, der damals für die Europa-Geschäfte von Google verantwortlich war.

Ich muss dazu sagen, dass Google in Deutschland noch nicht sehr bekannt war und gerade erst vor dem Durchbruch stand. Nico hat uns damals prophezeit, dass Google den Markt der Suchmaschinen komplett verändern wird und wir uns unbedingt um die Vermarktung von Google bemühen müssen. Das taten wir an dem Abend reichlich. Allerdings machte uns Fabio klar, dass aufgrund eines weltweiten Deals Doubleclick die Vermarktung übernehmen wird. Und das sei auch nur vorübergehend, denn Google wolle eine eigene Vermarktungsmannschaft in Deutschland aufbauen. Das wollten wir zu dem Zeitpunkt kaum glauben, wer war Google?

Offenbar konnten wir Fabio aber doch überzeugen, oder er wollte sich nur für das Essen revanchieren. Orangemedia hatte daraufhin Google für etwa 4 Wochen in der Vermarktung. Dann begann Google selbst die Anzeigenplätze zu verkaufen. Im Jahr 2006 (also 6 Jahre später) hat Google etwa 750 Millionen Euro in Deutschland umgesetzt, fast die Hälfte des gesamten Onlinewerbemarkts. Und gestern auch noch Doubleclick für 3,1 Mrd. Dollar gekauft.

So ändern sich die Zeiten…

Was mir aber auch ein unangenehmes Gefühl gibt. Was ist aus Google, dem Underdog geworden? Dem jungen, frischen Unternehmen, welches angetreten war, um aus dem Internet einen besseren Platz zu machen. Heute ist Google aggressiver als der ach so „böse“ Wettbewerber Microsoft. Und streckt seine krakenartigen Arme überall hin aus. Und das muß Google auch, will man den extrem hohen Aktienkurs halten. Aber ob das im Interesse der Internetnutzer ist?

Geld verdienen mit Social Networks

Social Networks sind DER aktuelle Trend im Internet. Das sieht Marissa Mayer, Produktchefin Suchmaschine von Google ebenso, wie sie neulich in einem FAZ-Interview äußerte:“Soziale Netzwerke bleiben beste Idee im Netz„.

Fast täglich schießt ein neues Angebot aus dem Boden. Aber alle Beobachter und oft auch die Gründer selbst fragen sich, wie damit jemals Geld zu verdienen ist.

Ich habe selbst in aktuell 2 Social Networks investiert, Sie können also davon ausgehen, dass ich mir bereits Gedanken dazu gemacht habe.

Aus meiner Sicht gibt es folgende Finanzierungsmöglichkeiten für Social Networks:
1. Mitgliedsgebühr (nur bei wenigen Zielgruppen derzeit durchsetzbar, Beispiel: XING)
2. klassische Online-Werbung (Banner, Popup, …)
3. Google AdSense
4. intelligente, neue Werbeformen (Ich habe mich an einem Unternehmen beteiligt, welches sich mit diesem Thema beschäftigt. Mehr dazu in einem späteren Beitrag)
5. Affiliate-Partnerschaften
6. Kooperationen (zum Beispiel die Integration einer Jobbörse bei XING gegen feste Gebühr, oder ein exklusiver Shopping-Partner)
7. Micropayment (kleine Beträge für zusätzliche Angebote)
8. Merchandising (bringt erst bei großen Communities mit hohem Bekanntheitsgrad wirklich etwas)
9. Vermarktung des User Generated Content
10. Markforschung
11. Beratung

Wirklich relevant sind derzeit für kleinere und mittlere Netzwerke nur Mitgliedsgebühren und Werbung sowie Affiliate-Partnerschaften. Mitgliedsgebühren kommen nur für wenige Zielgruppen in Frage.

Im Bereich Werbung und Affiliate gibt es einige typische Probleme für Social Networks.
1. Die Aufmerksamkeit für Werbung und damit letztlich auch die Klickrate ist deutlich schlechter als auf contentgetriebenen Seiten.
2. Es handelt sich um User Generated Content. Das bedeutet, der Werbetreibende kann nicht beeinflussen, auf welchen Inhalten er seine Werbung angezeigt bekommt.
3. Werbung wird von vielen Usern in Social Networks als störend empfunden.

Wie ich bereits in einigen früheren Artikeln geschrieben habe, ist für mich die Zielgruppe ein Schlüsselthema. Und zwar erstens um einen Lock-In Effekt bei den Usern zu erreichen und zweitens den Werbetreibenden eine klare Zielgruppe präsentieren zu können. Und Targeting. Darauf sollten sich die Betreiber von Communities konzentrieren. Denn in den meisten Social Networks geben die User eine Vielzahl von persönlichen Daten preis, anhand derer ein Targeting möglich ist. Aber bitte nicht zu auffällig, sonst geht das Ganze bei den Mitgliedern nach hinten los.

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich Social Networks über Werbung refinanzieren können. Aber eben nicht mit den gewohnten Mitteln, sondern durch intelligentes Targeting und intelligente neue Werbeformen.

Ist bloggen Zeitverschwendung?

Nico Lumma erzählte mir vor 4-5 Jahren (gefühlte 10-15 Jahre), dass er mit Blogg.de ein Bloghosting-Angebot ins Netz stellen wird. Ich gebe zu, ich brauchte einige Minuten um zu verstehen, was er da wirklich macht. Warum sollte jemand sein privates oder auch geschäftliches Tagebuch für alle frei zugänglich im Internet veröffentlichen? Aber auch nachdem ich verstehen konnte, dass es Menschen gibt, die das tun, habe ich nicht so recht an das Geschäftsmodell geglaubt. Sein Arbeitgeber hat daran geglaubt und ihn machen lassen. Insofern ist Nico ein Visonär, denn Blogs findet man mittlerweile überall im Internet. Auch wenn in Deutschland das bloggen noch nicht die Verbreitung wie in den USA oder in Frankreich gefunden hat.

Seit 2 Monaten bin ich nun auch unter die Blogger gegangen. Geschäftlich, sozusagen. Aber warum blogge ich eigentlich?

Meinen Lebensunterhalt kann ich davon nicht bestreiten. Ich kenne niemanden in Deutschland, der das mit seinem Blog kann. Warum sich dann also die Mühe machen, regelmäßig Beiträge zu verfassen? Warum sich in anonymen Kommentaren von pickeligen Heranwachsenden oder unzufriedenen Möchtegern-Unternehmern beschimpfen lassen? Warum in aller Öffentlichkeit eigene Fehler eingestehen?

Hier meine Antworten:
Weil ich das Medium Blog kennenlernen wollte und weiter kennenlernen will. Weil es Spaß macht. Weil es die Möglichkeit gibt die eigene Sicht der Dinge darzustellen. Weil es auch jede Menge qualifizierte Kommentare von Fachleuten, engagierten Gründern und erfolgreichen Unternehmern gibt. Weil dadurch ein Erfahrungsaustausch stattfindet, der einen persönlich weiterbringt. Weil man durch das bloggen durchaus interessante neue Menschen kennenlernt, mit denen man außerhalb der Blogosphäre Geschäft machen kann.

Geschäftliches bloggen kann also sinnvoll sein, auch wenn man kein Geld damit verdient.

Damit Blogs aber nicht zu den viel zitierten „Klowänden des Internet“ werden, muss sich die Qualität deutlich verbessern. Insbesondere die Qualität der Kommentare. Wenn ich mir einige Kommentare in meinem Blog oder in vielen anderen Blogs anschaue, dann habe ich schon Klowände mit höherer Qualität gesehen.

Und es müssen Lösungen her, wie Blogs relevante Werbung einbinden können. Robert Basic macht sich seit einiger Zeit dazu seine Gedanken. Werbung die fern ab der klassischen, blinkenden Banner ist und auch zielgerichteter als die Google-Anzeigen, denen es oft an Relevanz fehlt. Ich hatte bereits angekündigt, dass ich mich an einem Unternehmen beteiligt habe, welches sich mit diesem Thema beschäftigt. Noch ist es zu früh, die Katze aus dem Sack zu lassen. Aber jeder Blogger wird die Werbung einbinden können, die er gerne möchte. In der Größe und Farbe, die er möchte. Anfang Mai werde ich das Geheimnis lüften.

Ergebnisse der Blogmitteilung für PaulsMama.de

Letzte Woche habe ich einen Test für eine Blogmitteilung an ausgewählte Blogs gemacht. Hier die Ergebnisse:

Es haben 19 Blogs berichtet. Bei PaulsMama sind 52 e-Mails mit 218 Namensvorschlägen eingegangen. Nach Prüfung sind 175 Namensvorschläge übrig geblieben, die noch frei verfügbar (mindestens eine der 3 Toplevel-Domains .de, .com, .net) oder bei Sedo zum Verkauf angeboten werden.

Ab sofort kann auf PaulsMama abgestimmt werden. Hier gehts zum Voting.

Vielen Dank an alle Blogs, die durch ihre Berichterstattung diese Aktion unterstützt haben:

Alexander Hüsing, digital:next, Nico Lumma, Robert Basic, Marco Krüger, noname-community project, My Media Mirror, off the record, Timo Heuer, PR-Blogger, Pixelreality.net, Der Tag und ich, marcoleo, Depressionsblog, Ringfahndung Journal, OpenPeople Blog, ProBloggerWorld, WebBizBlog, EASN-Blog

Ergänzung aufgrund von Nachfragen zu den Ergebnissen in den klassischen Medien:

So erfolgreich die Aussendung an die Blogs war, so ernüchternd ist die Bilanz in der Presse. Außer ein paar Onlineseiten, welche die Pressemeldung (offenbar automatisiert) aufgenommen haben, hat kein klassisches Medium berichtet.

Das hat aus meiner Sicht folgende Hintergründe:
1. Die Pressemeldung wurde über Press1 unpersonalisisert an einen Verteiler von 2.300 Journalisten geschickt. Unpersonalisierte Meldungen haben geringe Erfolgschancen. Entweder man nimmt persönlich Kontakt mit den entsprechenden Redakteuren auf, oder man überlässt das einer PR-Agentur.
2. Das Thema war für die klassischen Medien noch nicht relevant. Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass PaulsMama.de ein großer Erfolg wird, die Presse sieht das derzeit noch nicht so. Bisher gibt es nur ein Blog und eine Idee. Auch schon eine Finanzierung. Aber das ist für unpersönlich versandte Nachrichten noch nicht genug.

United Internet AG

Ralph Dommermuth

Passend zum vorherigen Artikel eine Erfolgsmeldung aus der „Old Economy“. United Internet hat 2006 einen Umsatz von 1,17 Mrd. Euro und einen Gewinn von 221 Mio. Euro erwirtschaftet. In 2007 soll der Umsatz auf 1,5 Mrd. steigen, der Gewinn auf 300 Mio. Euro. Das entspricht einem „Old-Economy“ KGV von 24,8 -im Vergleich dazu Yahoo mit einer mehr als doppelten Bewertung bei einem KGV 58.

Ralph Dommermuth hatte mir einmal erzählt, dass er anfangs darüber nachgedacht hat, eine Imbissbude aufzumachen. Mit einem guten Standort könne man auch 10.000 DM (damals hatten wir die Währung noch) verdienen. Ich bin froh, dass Ralph Dommermuth 1&1 gegründet und daraus einen der größten deutschen Internetkonzerne gemacht hat. Denn ich bin Aktionär von United Internet und verbuche damit einen Tagesgewinn von +4,73%.

Randbemerkung: Ralph Dommermuths Anteil an United Internet ist heute etwa 1,26 Mrd. Euro wert. Sein Wertzuwachs beträgt am heutigen Tag mehr als 50 Mio. Euro. Ich gönne es ihm.

New Economy ./. Old Economy

Heute rief mich ein Freund an, der erfolgreich im Finanzinvestmentbereich tätig ist. Er erzählte mir, dass er mein Blog ab und an liest und dabei auf die Worte „New Economy“ und „Old Economy“ gestossen ist. Er fragte mich nach dem Unterschied, denn seiner Meinung nach gibt es nur eine Economy, nämlich die Economy in der Geld verdient wird. Recht hat er!

Ich habe versucht ihm den Unterschied zu erläutern, wenn gleich ich etwas ins Schwimmen geraten bin. Ich sagte ihm, dass die Bewertungen in der „Old Economy“ auf realen Zahlen beruhen. Nämlich zum Beispiel auf Umsatz, Gewinn und KGV. Und in der „New Economy“ werden mangels positiver Zahlen, andere Faktoren herangezogen. Nämlich Kundenzahlen und Zukunftsperspektiven. Er antwortete das sei ihm zu riskant, er verlasse sich eher auf handfeste Zahlen. Ob die Branche nicht aus den Fehlern des Neuen Markts gelernt hätte.

Das unterscheidet ihn von den Venture Capitalisten. Ich finde es gut, dass es VC gibt. Denn sie helfen jungen Unternehmen zu wachsen. Und das viele VC erfolgreich sind, ist unbestritten. Sie erzielen oft deutlich bessere Renditen, als andere Investoren. Aber natürlich auch mit einem deutlich höheren Risiko.

Ich würde auch in kein Unternehmen investieren, welches zwar viele Kunden hat aber noch nicht weiß, wie es jemals Geld verdienen kann. Bei einigen Übernahmen der letzten Monate kann man das Gefühl haben, dass wir schon wieder in einer Blase stecken. Tun wir aber nicht, wenn man die Branche insgesamt betrachtet.

Denn es betrifft bisher nur wenige Ausnahmen und nicht die gesamte Branche. Internetunternehmen wie Google, freenet, web.de, United Internet und auch viele kleine Unternehmen machen mittlerweile fantastische Gewinne. Doch nach der oben beschriebenen Argumentation zählen diese Unternehmen dann schon zur „Old Economy“, denn sie lassen sich klassisch anhand konkreter ökonomischer Zahlen bewerten.

Insofern gehöre ich wohl auch schon zur „Old Economy“. Denn ich beteilige mich nur an Unternehmen, die in absehbarer Zeit nicht nur viele Kunden haben, sondern auch die Möglichkeit besitzen diese Kunden zu monetarisieren. Ein schneller Exit ist dabei nicht das Ziel, sondern ein langfristig ertragreiches Unternehmen aufzubauen.

Anonymität im Internet

Das Internet ist eine große Errungenschaft für die Demokratie. Jeder auf diesem Erdball kann mittels Internetzugang seine Meinung frei äußern. Blogs haben diese Möglichkeit noch vereinfacht. Aber wie stellen wir sicher, dass die Blogs nicht wirklich zu den „Klowänden des Internet“ werden, wie Blogs von Jean-Remy von Matt bezeichnet wurden?

Der Fall Kathy Sierra bringt gerade wieder Bewegung in diese Diskussion.

Interneteconomics fragt sich schon, ob Beiträge in Blogs durch eine Art Zensur Selbstkontrolle müssen. Über Martin Hiegl bin ich auf einen Artikel von Seth Godin aufmerksam geworden, der auch meine Meinung trifft. Anonymity hasn’t made the web a better place.

Gestern schreibt dann ein anonymer User, der sich „Simon“ nennt in einem Kommentar zu meinem Artikel sinngemäß, dass Anonymität ja wichtig sei, sonst hätten wir keine Demokratie. Wie bitte? Seit wann ist Anonymität mit Demokratie gleichzusetzen?

Ich bin gegen Einschränkungen im Internet. Ich finde es schön, dass man einfach und ohne Anmeldung Kommentare in Blogs schreiben kann. Wenn man sich aber die Kommentare so anschaut, dann sind es oft die anonymen Einträge, die wenig qualifiziert oder gar beleidigend sind.

Ich habe keine Lösung. Aber ich denke die Blogosphäre braucht eine Lösung, wenn die Blogs nicht wirklich zu den „Klowänden des Internet“ werden sollen.

Klarstellung zu meiner Vergangenheit

Das Internet ist ein Medium, welches in Windeseile Informationen verbreitet. Im positiven Sinne wie gestern zum Thema paulsmama.de und auch unangenehm, wie heute zum Thema eines Stern-Artikels über mich, der vor 3 Jahren veröffentlicht wurde.

Da gibt es eine Userin, die sich mal Ursula und mal SteffiT nennt und anonym in verschiedene Blogs (Robert Basic, Timo Heuer, noname-community project, Pixelreality.net, digital:next) postet, ich hätte Ideenklau betrieben. Wenn es das nur wäre, das ist schnell geklärt. Ich habe mit keinem Gründer über die Beteiligung an einem Familiennetzwerk gesprochen und auch keinen Businessplan zu diesem Thema erhalten. Wenn diese Aussage falsch ist, wird sich die betreffende Person ganz bestimmt melden. Ich hätte gerne einen Gründer gefunden, mit dem meine Frau dann die Umsetzung von PaulsMama.de vorangetrieben hätte. Ich bin aber leider nicht fündig geworden.

Delikater ist der Link zum Stern-Artikel.
Bei quizionaer war ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels schon nicht mehr involviert und hatte deshalb auch keinen Einfluss und auch keine Verantwortlichkeit für das Angebot. Aber unter meiner Führung wurde stets der Preis korrekt kommuniziert. Und es musste nicht für jede falsche Antwort gezahlt werden (wie im Stern-Artikel falsch beschrieben), sondern für jedes neu begonnene Spiel.

Ich hatte bereits vor einigen Wochen in meinem Artikel zu bonus.net eigene Fehler eingestanden. Nicht, weil es zu diesem Zeitpunkt ein Thema in der Blogosphäre war, sondern weil ich persönlich die Zeit verarbeitet habe und zu eigenen Fehlern stehe.

Wie Sie alle wissen, waren in der Zeit von 2001 bis 2004 die Werbeerlöse für Internetseiten sehr begrenzt. In dieser Zeit entstanden die ersten Bezahlmodelle. Das war für die User, wie auch für die Anbieter etwas Neues. Die User dachten im Internet sei alles kostenlos und die Anbieter hatten noch keine Erfahrungen, wie solche Modelle abgewickelt werden. Ich habe mich bei der Entwicklung dieser Modelle stark an den klassischen Medien orientiert. Daran, wie Verlage ihre Abonnenten gewinnen. Jeder User wurde informiert, was das Angebot kostet. Und nicht etwa nur in den AGB, sondern unmittelbar über dem Anmeldebutton. Den Preis musste der User durch setzen eines Hakens bestätigen. Aus Unerfahrenheit haben offenbar einige User den Haken gesetzt, ohne den meist 3-4 zeiligen Text zu lesen. Bis dahin habe ich mir nichts vorzuwerfen. Die User wurden über die Konditionen, Widerrufsfrist und die Kündigungsmöglichkeiten ausreichend informiert, wie uns auch später von mehreren Gerichten bestätigt wurde.

Nun zu meinen Fehlern in dieser Zeit:

1. Ich habe sehr viele Abonnenten gewonnen. Bei bonus.net zum Beispiel mehr als 120.000 innerhalb von 3 Monaten. Das ist eigentlich kein Fehler, auch in der heutigen Zeit wären die meisten Unternehmen froh, das zu erreichen. Leider war die personelle Besetzung nicht ausreichend, so dass viele Kunden uns telefonisch nicht erreichen konnten und auch das Beantworten der eMails zum Teil mehr als eine Woche gedauert hat. Damit hat sich das Problem potenziert und wir konnten nur noch schwer Schritt halten. In der Hochphase von bonus.net waren mehr als 60 Mitarbeiter im Kundensupport tätig – immer noch zu wenig.

2. Aufgrund der hohen Werbeausgaben zur Gewinnung der Kunden war der Druck im Unternehmen groß, die Abonnementgebühren schnell zu erhalten. Dementsprechend „straff“ war das Mahnwesen und spätere Inkasso organisiert. Das ist vielen Kunden negativ aufgestoßen. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass wir erfolgreicher gewesen wären, wenn wir kein Inkasso gemacht hätten oder zumindest die Leute aus dem Vertrag gelassen hätten, die behauptet haben sich niemals angemeldet zu haben.

3. Da die Kunden das Unternehmen kaum erreichen konnten, wurde sich in Internetforen verbündet. Die Vielzahl der Einträge hat dazu geführt, dass die Journalisten (TV und Zeitschriften) das Thema (zum Teil ungeprüft) aufgenommen haben und negative Berichte über bonus.net oder auch quizionaer geschrieben haben. Das passte auch in die damalige Zeit. Wenn Sie sich erinnern, wieviele Berichte zur „Abzocke im Internet“ damals veröffentlicht wurden. Zum Teil kann ich das sogar nachvollziehen. Wenn in einem Forum 100 Einträge zu bonus.net enthalten sind, dann geht der Journalist davon aus, dass „da etwas dran ist“. Das aber 100 Leute gerade einmal 0,08% der Gesamtkunden sind, bleibt dabei unberücksichtigt.

4. Ich habe falsche Pressearbeit gemacht. Nämlich gar keine. Ich war aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens nicht mehr in der Lage zu agieren, noch nicht einmal zu reagieren. So kommt es auch, dass gegen den Sternartikel niemals vorgegangen wurde.

Heute ist es ganz alltäglich, dass Nutzer für Dienste zahlen und wird von vielen sogar als das Geschäftsmodell der Zukunft propagiert, da man sich nicht von Werbung abhängig macht. Ich war damals etwas früh und habe die oben beschriebenen Fehler gemacht.

Aber alle Unternehmen waren seriös, ich habe niemals Leute abgezockt. Wir haben keinen Gerichtsprozess in dieser Hinsicht verloren. bonus.net hat noch heute mehr als 10.000 zufriedene Abonnenten, die bereits im 4. Jahr die Mitgliedsgebühr zahlen und das Angebot nutzen.

Heute, 3 Jahre später, möchte ich meine Erfahrungen an Gründer weitergeben. Damit nicht die gleichen Fehler wieder passieren, aber die Erfolge wiederholt werden können. Ich kann Erfahrungen bieten, die nur jemand gesammelt hat, der durch eine solche schwere Zeit gegangen ist.

PR 2.0 und Blogmitteilungen

Ich wende mich mit diesem Artikel an alle Blogger. Ich möchte gerne gemeinsam mit euch herausarbeiten, wie Blogger sich die Information von Unternehmen wünschen.

Ich habe gestern um 16.00 Uhr eine Blogmitteilung zu einem neuen Startup an 6 Blogs versandt. 3 davon waren mir persönlich bekannt, 3 weitere habe ich einfach über die e-Mail Adresse im Impressum angeschrieben. Ich habe die gleiche Pressemeldung benutzt, die heute um 10.00 Uhr an einen größeren Presseverteiler versandt wurde. Die Blogs hatten also 18 Stunden „Vorsprung“.

Die Aktion war nicht ohne Risiko, das war mir bewusst. Umso erfreuter bin ich, dass alle Blogger positiv berichtet haben.

Aber nun möchte ich gerne von euch wissen, wie die Information von Blogs aussehen sollte. Dazu einige Fragen:
– Möchtet ihr überhaupt Informationen von Unternehmen zugesandt haben oder findet der Blogger die für ihn relevanten Informationen selbst?
– Wenn ja, nur von web 2.0 Unternehmen oder auch von anderen?
– In welcher Form? Pressemitteilung, spezielle Blogmitteilung?
– Soll die Kontaktaufnahme persönlich per IM oder Telefon erfolgen?
– Soll die Information der Blogs vor der Presse oder gleichzeitig erfolgen? Blogger haben doch durch das schnelle Medium ohnehin einen Zeitvorsprung.