Ich beginne heute mit einem Ãberblick über Social Networks für verschiedene Zielgruppen. Eine klare Ausrichtung auf Zielgruppen ist sehr erfolgsversprechend, da man eine hohe Stickiness erreichen kann.
Starten werde ich mit einem Ãberblick über die Gay-Plattformen.
BekanntermaÃen sind Schwule und Lesben Heavy-User. Der Markt in den USA scheint aber völlig überfüllt von Angeboten zu sein. Oder gibt es so einen groÃen Bedarf? Ich gehe hier auf die 8 gröÃten Social Networks ein.
Der Platzhirsch unter den Gay-Portalen ist gay.com. In den 90er Jahren entstanden, vor allem als Kontakthof der Zielgruppe. Das ganze wurde durch Magazin-Inhalte, Eventtipps, Shopping und weitere Portalinhalte ergänzt. Mehr als 2 Millionen registrierte Mitglieder nutzen das Angebot weltweit. Das Portal verfügt über solide Funktionen, eine perfekte Domain und über einen hohen Bekanntheitsgrad. Ein Relaunch unter Einbezug der neuen technischen Möglichkeiten würde gay.com aber gut tun.
Diese Non-Profit Site kommt etwas „altbacken“ daher. Die Funktionaliäten sind eingeschränkt. Dafür ist die Seite komplett kostenlos zu nutzen, lediglich ein paar Ads tauchen ab und an auf. Ein Focus liegt auf Nachrichten aus der Szene und Politik und die User können darüber diskutieren. Aus meiner Sicht relativ unspannend, da die Seite die web2.0 Funktionalitäten nur sehr eingeschränkt nutzt.
„Welcome to the world`s largest gay professional community“. So begrüÃt die Seite seine Besucher. Laut Angaben der Betreiber sind 30.000 Mitglieder registriert, die mehr als 2 Millionen Nachrichten im letzten Jahr verschickt haben. Die Ausrichtung ist auf den Businessbereich. So kann jeder Nutzer auch gleich sein eigenes Geschäft eintragen. Das Angebot sieht sehr gefällig und professionell aus. Die Grundmitgliedschaft ist frei, möchte man aber den Dating-Bereich nutzen, muss man 10 Pfund pro Monat investieren.
„Finally, gay personals that treat you like a person“. Dieser Claim auf der Homepage soll die Zielgruppe definieren. Nicht die Leute, die „die schnelle Nummer“ suchen, sondern Schwule, die den Partner fürs Leben finden wollen. Ob es dann tatsächlich so läuft, sei dahin gestellt. Eine freie Mitgliedschaft ist möglich, möchte man aber Nachrichten versenden (und das möchte „Mann“) dann werden US$6 pro Monat fällig.
Aus meiner Sicht die übersichtlichste Seite. Nacktfotos sind verboten, man setzt also auf Seriosität.
Bei DList.com geht es da schon wesentlich geradliniger zur Sache, wie man schon am „Nackte-Haut-Anteil“ auf der Startseite sehen kann. Das Angebot ist werbefinanziert und für die User kostenfrei. Die Features können sich sehen lassen. Im eigenen Profil steht ein Musicplayer zur Verfügung, mit dem man seine Lieblingsmusik präsentieren kann. Es können eigene Fotos und Videos hochgeladen werden und ein Blog kann auch eingerichtet werden. Aufgrund des kostenlosen Angebots, und der Ãbersichtlichkeit erfreut sich die Seite groÃer Beliebtheit.
Diese Seite bietet ein solides Networking-Tool, welches auch mobil nutzbar ist. Ergänzt wird das Angebot durch Job- und Business-Offerten, und einen Wohnmarkt bzw. Mitwohnmarkt (was auch immer man darunter verstehen mag …). Mit dem kostenfreien Zugang kann man mit anderen in Kontakt treten. Mit einem Premium-Account (US$ 20 pro Monat) wird man als User im oberen Bereich der Suchanfragen gelistet.
Auch hier geht es natürlich darum, andere Leute kennenzulernen und möglichst in der realen Welt zu treffen. Die Seite sieht auf den ersten Blick nicht sehr einladend aus. Man kann erkennen, dass das Angebot den Ursprung in den 90er Jahren hat. Es wurden zwar einige web2.0 Features eingefügt (es gibt sogar eine Tag-Cloud), dennoch sieht die Seite etwas in die Jahre gekommen aus. Für 28 Tage steht ein kostenfreier Test des Angebots zur Verfügung, danach muss der User zahlen.
BigJock ist kürzlich mit seiner Beta-Version gestartet. Auf den ersten Blick nichts anderes, als es die anderen Anbieter auch haben. Einzig die Hot or Not Liste, die schon mal vor ein paar Jahren angesagt war. Das Angebot ist werbefinanziert und kostenfrei für den User.
Gayster hat angekündigt, im Februar 2007 online zu gehen. Heute am 1.03.07 ist aber immer noch nichts zu erkennen. Im Blog konnte man lesen, dass Finanzierungsschwierigkeiten vorhanden sind/waren. Man darf gespannt sein.
Kürzlich gestartet ist Glee.com. Die Seite macht einen sehr angenehmen Eindruck und beinhaltet nahezu alle Elemente eines modernen Social Networks.
Der Vollständigkeit halber schreibe ich hier noch ein paar Links von Plattformen für Lesben auf.
OurChart.com
Olivia.com
Queensspeech
Es gibt also eine groÃe Vielfalt von Plattformen in den USA. Die meisten haben nichts sonderlich Neues erfunden, irgendwie ähneln sich die Plattformen. Zentraler Mittelpunkt ist natürlich die Dating-Funktion. Ich vermisse viele nützliche Angebote auf Basis von User generated Content. So wäre ein wichtiges Feature, dass die Mitglieder Restaurants, Hotels, Shops, Produkte und so weiter bewerten könnten. Denn die Zielgruppe hat ja doch teilweise eine andere Sicht auf diese Dinge, wie heterosexuelle Menschen. Ein schwuler Freund erzählte mir neulich von einem Magazin/Reiseführer namens Spartacus, wo diese ganzen Tipps immer wieder veröffentlicht werden. So etwas benötigt die Zielgruppe online. Und zwar von den Mitgliedern selbst geschrieben.
Noch ein Blick auf den deutschen Markt. Das ist schnell abgehandelt. Die einst groÃen Portale gay.de, gayforum, eurogay haben seit dem Platzen der Internetblase und dem damit versiegenden Kapitalstrom der Venture-Capitalisten keine nennenswerte Entwicklung nach vorn gemacht. Die Gemeinde hat sich bei gayromeo eingefunden. Aber diese Plattform stammt auch aus einer früheren Zeit und bedient nur das Thema Dating.
Der Markt in Deutschland liegt in diesem Bereich fast brach. Auch wenn in Deutschland nicht so eine Vielzahl von Angeboten entstehen werden wie in den USA – ein bis zwei professionell umgesetzte Social Networks werden ganz bestimmt erfolgreich sein.